"Unsere grösste Schwäche liegt im Aufgeben. Der sichere Weg zum Erfolg ist immer, es doch noch einmal zu versuchen"

Nach sehr wenig Schlaf klingelt der Wecker trotzdem früh um 6 Uhr morgens.

Langsam erwache ich und habe ein wenig Kopfschmerzen und einen flauen Magen. Mit halb geöffneten Augen schaue ich auf die Uhr und mit Schrecken stelle ich fest, dass wir verschlafen haben.

 

Soll ich lachen oder weinen? Ich kann meine eigenen Gefühle nicht mehr einschätzen. Warum nimmt mich alles nur so mit...

 

Geduld ist im Moment keine Stärke meinerseits. Im Gegenteil – Zum Glück ist mein Freund der ruhige Pol in unserer Beziehung.

Ohne ihn wäre ich wohl tatsächlich nicht an der Show aufgetaucht.

 

Im Stall angekommen steht Sunny verwundert da „Was machst Du denn schon hier?“.

Ich putze vor Aufregung ein wenig das Pony, gehe wieder weg und sammle alle Utensilien ein, welche wir mitnehmen. Soll ich anfangen zu misten? Hmm nei ich muss alles parat haben. Ach, hören wir nochmals die Musik und machen Notizen, damit ich auch ja nichts vergesse während der Show.

 

Nach gefühlten drei Stunden kommt unser fahrender Engel – Manuela.

Die Ruhe selbst. Zum Glück habe ich zwei solche Menschen an meiner Seite für den kommenden Tag.

Das Mini-Material passt gut in Manuelas grosses Auto. Nur der gewaltige Hengst findet kaum Platz im Hänger.

Spass beiseite. Brav, nach kurzem Zögern, steigt Sunny in den Hänger und die Fahrt kann losgehen.

Kostüm, welches ich übrigens total super finde, ist ebenfalls eingepackt.

Es ist eine ruhige Fahrt bis nach Kleindöttingen und eigentlich hat es so gut wie keinen Verkehr.


Wir biegen in die Industriestrasse ein, was bedeutet, dass das Ziel nicht mehr weit entfernt ist.

 

An einigen Hängern fahren wir vorbei, bereits wildes Geschehen herrscht auf dem Hof. Wir müssen aber zu den lustigen Hänger-Parkplätzen vordringen.

Lustig wird das, weil der Eingang zu diesen Parkplätzen ist gerade so knapp auf Hängerbreite angepasst.

Aber mit viel Feingefühl und gutem Parkeinweiser schafft Frau auch diese Hürde.

 

Und nun? Wie sieht der Plan aus? In schon weniger als 4 Stunden sind Sunny und ich an der Reihe. Könnte knapp werden mit einleben...

 

Zusammen, aber noch ohne Herrn Pony, trotteln wir in die Halle hinein, um uns über das weitere Vorgehen zu informieren.

Am Infostand beziehen wir die Eintrittbilletts für die Abendshow.

Ich erkundige mich bei der netten Dame über eine eventuell freie Boxe für den Shettyhengst. Sie leitet mich weiter ins Restaurant bzw. in den Stall.

Laut Manuela ist es gar keine schlechte Idee, im Restaurant nachzufragen, da sie bei einem anderen Besuch bei Farmersplace ebenfalls dort bezahlen musste.

 

Wahrscheinlich habe ich vor Aufgeregtheit etwas wie „Kann ich mein Pony an einen Tisch setzen“ gesagt oder die Dame hatte den gleichen Start in den Tag wie ich. Denn in einem eher schnippischen Ton hat sie zu mir gesagt, dass sie kein Pony im Restaurant haben will und ich doch gleich im Stall nachfragen soll.

 

Macht ja grundsätzlich auch Sinn aber wie gesagt, wenn die Zahlung über diese Kasse laufe würde, hätte auch unser Weg durchaus seine Logik enthalten.

Egal – Im Stall finde ich eine nette Dame, welche mir zwar sagt, dass es eigentlich keinen Platz hat – Ich schon wieder genervter als zuvor – Aber mit solch einer Nettigkeit ist sie bemüht, irgendetwas in die Wege zu leiten.

 

Juhui! Sunny darf in einen der beiden grossen Longierzirkel hinein. Ein Traum für so einen kleinen Hengst. Oder nicht?


Es scheint ihm zu gefallen. Die Pferde die ihn mit weit aufgerissenen Augen anglotzen, bringen den Mann in eine stolze Haltung. Es muss lecker riechen auf diesem Sandplatz. Heu und Wasser noch dazu und ich kann beruhigt den Tag geniessen. Also ja, ihr könnt euch ja vorstellen, wie das aussehen wird.

Ich möchte euch nicht mit Details langweilen, welche sich den ganzen Tag abgespielt haben. Ausser, dass es vielleicht doch nicht an meiner Fragestellung gelegen hat, sondern, dass das Personal tatsächlich ein wenig genervt war. Beim Bestellen des Mittagsmenü war nämlich nicht viel Freundlichkeit vorhanden. Geschmeckt hat es dann doch irgendwie.

 

„Wer hat an der Uhr gedreht?!“

Es ist 14:00 Uhr und in einer halben Stunde müssen sich alle Teilnehmer der dritten Kategorie in der Arena versammeln. Wie es so ist, wenn ich nervös bin, tigere ich umher und weiss gar nicht genau was ich machen soll.

Soll ich mein Sujet schon anziehen? Nein, dann ist ja die ganze Spannung und Überraschung schon vorbei.

 

Rein, raus, rein und wieder raus. Nicht mal ein Ameisenhaufen ist so verwirrend, wie mein Getrampel wohl sein muss.

Endlich ist es 14:30 Uhr und die Informationen werden an uns weitergeleitet. Auch die Musik können wir nun dem Techniker abgeben. Ich schreibe mit gutem Grund auf meinen Zettel, dass die Musik bei 4:50 gestoppt werden muss. Sein Vorschlag ist, anstelle eines abrupten Stopps, das Liede erneut abspielen zu lassen.

Ja gut, warum nicht – denke ich mir – Nein! Eben nichts hab ich mir dabei gedacht.

 

Minuten verstreichen und ich bin endlich in meinem Kostüm, was mich ziemlich munter stimmt, weil es mir so sehr gefällt.

Sunny muss „heiss gemacht werden“, rät mir eine Kollegin. Regula kennt sich doch aus, sie machen solche Auftritte viel öfters als Sunny und ich.

Wie macht man einen Hengst heiss? Man nehme verschiedene Pferde und er ist nicht lauwarm, nicht heiss..aber kochendheiss.

 

Die vielen Pferde und Sunny, der Mann mit dem grossen Herzen, verliebt in alles und jeden, kann sich kaum auf mich konzentrieren.

Verständlich! Denn meine Konzentration ist auch nicht gerade vor Ort. Diese befindet sich irgend an einem Pool oder in den Himalaya Gebirgen.

 

Nochmals lasse ich Sunny den Teppich ausrollen, indem ich einen Keks reinlege, um die Neugier wieder zu wecken. Bis zum letzten Zentimeter des Teppichs ausgerollt. Braver Herr Sunny.

 

Die ersten Teilnehmer sind nacheinander in der Arena an der Reihe. Tolles Feedback der Jury stimmen mich nach und nach noch aufgeregter. Kaum möglich, eigentlich.

Plötzlich schaut ein vertrautes Gesicht in die Halle, der hintere Teil ist für die Teilnehmer zum sich aufwärmen abgetrennt, hinein und ich verziehe mein Gesicht zu einem Lächeln.

Sabine! Die arme, eigentlich im bettliegende, liebe Freundin ist extra wegen Sunny und mir nach Kleindöttingen gefahren.
Ach wahre Freunde in diesen Zeiten sind doch das Beste.

 

Kurz ein kleiner Hinweis. Ich schreibe hier meine Gedanken und Erinnerungen nieder, welche mich während des Wochenendes  begleitet haben. Habe ich etwas nicht erwähnt, hat das nicht minder zu einem unvergesslichen Wochenende beigetragen. Im Gegenteil.

Aber alles haargenau niederzuschreiben, würde wohl bald ein Buch ergeben. Es fühlt sich zumindest so an.

Weiter im Geschehen.

Also sassen  wir in dem Aufwärmteil der Halle und ein kurliges Frauchen hat diese betreten. Kleine Anmerkung vorweg: kurlig ist keineswegs negativ gemeint...

 

Ihr langes Haar zu Zöpfen geflochten ist sie auf uns zugekommen und hat uns angesprochen. Ich muss gestehen, dass ich zu diesem Zeitpunkt gar nicht alles aufnehmen konnte. Bruchteile wie „Du bist die mit den Ballons am Ring?“ – „Wir haben dich vorher schon gesehen“ und der wohl prägendste Satz des Tages aus dem Mund eines heranhüpfenden Mädchens „Hoi Hääxxli“ sind mir noch bekannt.

 

Ich hab das so süss gefunden, wie das Mädchen diese Dame angehüpft hat. Kinder sind  halt schon niedlich.

 

Ja weiter im Geschehen.

 

Meine liebe Kollegin Valeska ist nun in der Arena mit ihren beiden Ponystuten. Mein Zeichen – als nächstes und letztes ist Chaosteam Sunny und Manu an der Reihe.

 

Nick Muntwyler, der Juror und Freiheitsdressurprofi, kommt nach hinten, um sich zu vergewissern, dass wir parat sind. Nein, eigentlich ganz und gar nicht. Aber nun gibt es kein Entkommen mehr.

 

Sunny und ich betreten die Arena. Ab jetzt weiss ich wirklich nicht mehr viel. Ich schaue uns Publikum, erkenne aber niemanden. Alles fremde Menschen. Menschen, die uns nun anglotzen und eine wahnsinnige Show erwarten.

 

Die Musik ertönt leise. Nach tausendmaligem Vorsagen des Ablaufes sollte ich nun wissen, wann welches Element kommt.

 

Der Anfang ist einfach. Sunny muss sich selbst den roten Teppich ausrollen. Naja, der Teppich weckt keinerlei Interesse beim Herrn Pony. Aber diese Gerüche am Boden – Lecker!


"Es ist ein schlechter Plan, der keine Änderung erlaubt"


Dann müssen wir halt improvisieren und die Show etwas umgestalten. Einige Schrittrunden sollen eine Überbrückung darstellen.

Erneut versuche ich Sunny den Teppich ausrollen zu lassen.

Einigermassen klappt es nun. Diese Gerüche am Boden sind aber nach wie vor interessanter.

Wie gesagt, ich weiss nicht mehr vieles. Deshalb lasse ich euch hier an dieser Stelle endlich das Video anschauen.

Auf den ersten beiden Ausschnitten ist die ganze Show aber weniger gut sichtbar und beim dritten kann man Sunny viel besser erkennen aber es ist nur die Hälfte der Show zu sehen.

PS: Wie erwähnt, habe ich eigentlich den Stoppzeitpunkt angegeben aber leider lief das Lied dann auch während den Kommentaren von Lindsey Stirling ;)

Wie ihr sehen könnt, hat sich Sunny dennoch toll verhalten. Ich weiss, zu was Sunny und ich als Team fähig sind. Und diese Show war nicht ansatzweise unserer würdig. Wenn ich das mal so sagen darf.

Aber meine Wenigkeit hat beinahe 1000 Tode durchstanden und somit kann ich kaum eine perfekte Show von Sunny erwarten. Zudem hat eine der Ponystuten ihr Geschäft verrichten müssen und so ist Herr Hengst nun mal leider sehr abgelenkt. Zumal wir diese Übung noch nicht haben.

 

Egal, Sunny ist am Halsring brav mitgetrabt und auch galoppiert. Ausbrüche hatten wir in letzterer Gangart nämlich des Öfterens.

 

Sein Steigen und der Spanische Schritt waren wohl die besten Lektionen an diesem Tag. Mutti hat nämlich Plié und Kompliment, sowie Rückwärtsgehen total vergessen.

Dieser Patzer ist also mein Fehler gewesen.



....und schlussendlich kommt auch jeder an, der eine früher und der andere später...

Nun, wie gesagt. Ich weiss, zu was WIR gemeinsam fähig sind, wenn wir beide da sind. Wenn wir eins sind. Und an diesem Tag waren wir leider nicht eins.

Aber kommt das nicht in den besten Beziehungen vor?

Ich liebe meinen Herr Sunny trotzdem mit ganzem Herzen.

Denn welcher Mensch macht solch eine Zeit mit? Stress, Hektik, Wut und Trauer.

Das muss ein toller Freund sein.

Hätte Sunny auch einfach gar nichts machen können oder sogar davon rennen.



"Jeder wünscht sich die bezaubernden Momente, in denen das Herz vor Freude hüpft"

Danke mein lieber Pups!  Danke Dominic! Danke Manuela!

Danke liebe Freunde, liebe Helfer und Sponsoren.

 

Liebe Astrid, ich habe mich auch gefreut Dich zu sehen. Der goldene Engel mit lockigem Haar, welcher mir nach der Show entgegengekommen ist.

 

 

Meine Lieben, ehrlich muss ich nun sein.

Für den Moment habe ich viel geschrieben. Worte, welche dieses Wochenende wohl kaum, nicht annähernd gut beschreiben können, wie ich es gefühlt habe. Auch nicht wie es Sunny ergangen sein muss.

 

Doch das schönste zum Schluss.

Wir haben uns noch die zauberhafte Abendshow angeschaut. Und somit musste Sunny noch eine Weile im Paddock sein. Er hat aber genüsslich an seinem Heu knabbern können.

 

Nach der Abendshow bin ich dann direkt zu meinem Pups gegangen. Wiehernd ist er aus der hintersten Ecke, das heisst in einem Roundpen gibt es keine Ecken, aber einfach von ganz Weit hinten gekommen. Er will nach Hause. Mit mir, er weiss, wer ihn nach Hause bringt.



Bin ich es, die seine Freundin sein darf!